Geschichte

Die Entstehung des Toronado ist eine Geschichte für sich, schliesslich handelte es sich um einen stilistischen und technischen Meilenstein welcher für die damaligen Verhältnisse bahnbrechend gewesen ist.

1966 - das Jahr in dem die Beatles, die Rolling Stones, und Frank Sinatra die Hitparaden dominierten. Noch drei Jahre bis zur ersten Mondlandung und die USA befinden sich mittem im Space Race und arbeiten fieberhaft daran, technologische Führerschaft zu übernehmen.


Doch bis dahin war es noch ein langer Weg und wir schreiben Januar 1962:

So rauchen auch in der Oldsmobile-Division von General Motors die Köpfe, denn hier geht es ebenfalls um technische Innovationen. Anfang 1962 wurde durch Oldsmobiles Chefdesigner Stan Wilen nach Konzepten für ein besonderes Oldsmobile-Fahrzeug in der Klasse des Buick Riviera gefragt. Es ging dabei gar nicht so sehr um eine spezifische Plattform, sondern sie sollten ihrer Kreativität einfach freien Lauf lassen - schliesslich lag eine lange Zeit uninspirierter Projektarbeit hinter ihnen die es hinter sich zu lassen galt.

Als interessantestes Konzept stach das Flame Red Car von Wilen´s Assistent Dave North in Form einer aufsehenerregenden Zeichnung eines roten Autos auf schwarzem Untergrund hervor. Doch zu dieser Zeit gab es noch keine Anzeichen dafür, dass Oldsmobile jemals ein solches Auto bauen würde. 

Ein paar Wochen später jedoch kamen Ed Cole und Bill Mitchell in das Studio um anzukündigen, dass Oldsmobile sein eigenes Sonderfahrzeug bekommen würde. An jenem Tag wurde Dave North´s Entwurf für weitere Studien auserkoren.

Der Entwurf sollte zunächst auf die Dimensionen des 1963er Buick Riviera skaliert werden, und dadurch wurde ein Konflikt entfacht - denn viele hielten die E-Plattform zu gross für den Entwurf und wollten ihn lieber auf einer A-Plattform sehen. 

Letztlich wurde die Entscheidung auf einer simplen, geschäftlichen Basis gefällt. Die Fertigungsstrassen für die A-Plattform wurden bereits von vier GM-Divisionen genutzt und so kam es das unbedingt eine E-Plattform (die grösste verfügbare) gebaut werden sollte - speziell da der zukünftige Wagen als Fronttriebler geplant war.

Februar 1963
Unter dem internen Code XP-784 wurde im Februar 1963 dann ein 1:1 Modell des E-Body Oldsmobile präsentiert welches dann mit nur wenigen Revisionen im April 1963 freigegeben wurde. Es war dem ursprünglichen Entwurf des Flame Red Car noch immer ziemlich ähnlich.

Intern wurde dann nach Freigabe des Designs die weitere Entwicklung an die Ingenieurabteilung weitergegeben. Es war an diesem Punkt bereits sehr wahrscheinlich das daraus ein Fronttriebler werden würde, doch die endgültige Entscheidung sollte erst nach Entwicklung eines funktionierenden Prototypen getroffen werden.

Februar 1964
Nach etwa einjähriger Entwicklungszeit wurde durch John Beltz der Prototyp des "Unitized Power Package" oder UPP präsentiert. Es handelte sich dabei um einen V-8 mit zunächst 6.5 Liter Hubraum, der mit dem Getriebe eine Einheit bildete und nur auf Frontantrieb ausgelegt war. Grösste Besonderheit war die Modifikation des Turbo-Hydramatik Getriebes, welches nun geteilt wurde um möglichst wenig Platz zu verbrauchen. Dies ermöglichte einen Verzicht auf den sonst üblichen Getriebetunnel und schaffte dadurch mehr Platz im Innenraum.

Durch die hohen Kosten die die Entwicklung dieses Prototypen verschlungen hat sollte es auch für Buick- und Cadillac-Modelle verwendet werden. Die anderen Divisionen stimmten dem allerdings nur unter der Bedingung zu, dass ein weiteres Jahr Entwicklungsarbeit und ausgiebige Tests geleistet werden müssen um technische Fehler so weit als möglich zu reduzieren.

September 1964
Fahrtests begannen spät in 1964 und John Beltz gab die Leitregel and Jack Ridenour aus, dass die Tests ausgiebig und genau sein sollten. Da das neue Modell der erste amerikanische Fronttriebler seit 30 Jahren sein sollte wurde vermutet, dass Anwälte sehr genau auf potenzielle Schwächen schauen würden.

Noch immer hatte XP-784 keinen offiziellen Namen und ersten Berichten zufolge wurde vermutet, das das Auto "Holiday" genannt werden würde da dieser Name zuvor bei Coupés ohne B-Säule verwendet worden ist. Doch viele andere Namen wie Raven, Magnum, Cirrus und Scirocco waren im Gespräch. Zuletzt jedoch wurde durch Bunkie Knudsen - General Manager von GM - der Name "Toronado" ins Spiel gebracht, ein Name den Chevrolet für ein 1963er Show Car reserviert hatte.

1966
Der Toronado wurde offiziell im Juni 1966 vorgestellt und gelangte ab dem 24. September 1966 in die Verkaufsräume. Er wurde als das interessanteste Fahrzeug seit der 1963er Corvette Stingray bezeichnet und gewann direkt zwei Auszeichnungen: den 1966er "Car of the Year" award und den 1966er "Car Life Award for Engineering Excellence".

Die Tester waren überrascht das der Frontantrieb nahezu nicht zu spüren war. Trotz des massiven Drehmoments des grossen V-8 gab es nahezu keine Beeinträchtigung der Lenkung.

All dies zusammengenommen war der Toronado seiner Zeit weit voraus und bleibt damals wie heute eines der herausragenden Automobile der 60er Jahre. Weder vorher noch nachher gab es einen grösseren PKW mit Frontantrieb - ein Rekord den der Toronado bis heute hält.